Seid’s g’schickt? Dann Hauruck! : Maibaumaufstellen in Ruhpolding

„Seid’s g’schickt? Dann Hauruck!“ Mit diesen Worten brachte der Verantwortliche für das traditionelle Maibaumaufstellen Ordnung in die große Schar kräftiger Burschen und Männer aus Schleching und Ruhpolding, die sich – alle natürlich in der Tracht – am Maibaumaufstellen nach althergebrachter Art beteiligten.

Maibaumaufstellen in Ruhpolding, 1. Mai 2017

Es nötigt einem als Zuschauer schon Bewunderung ab, wie die langen schweren Stangen, mit denen der Maibaum schließlich in die Senkrechte gewuchtet wird, von mehreren Personen am unteren Ende gehalten werden können, ohne auf den Boden zu krachen. Jeder, der schon einmal mit einer langen Leiter hantiert hat, weiß, gegen welches Gewicht er sich stemmen muss, um die Leiter gerade zu halten.

Wie es bei uns der Brauch ist, wird der Maibaum von einem Verein oder einer anderen Gemeinde – diesmal Schleching –  gestohlen, gut bewacht und zum Maibaumaufstellen mit Blasmusik und großem Hallo wieder zurückgebracht. Vorher wird natürlich eine beachtliche Auslösesumme in Form von Brotzeit und Freibier ausgehandelt. Nach diesen zähen öffentlichen Verhandlungen und einigen Drohungen mit der Motorsäge, den Stamm zu kürzen, konnten sich die beiden Bürgermeister schließlich einigen und das Spektakel konnte losgehen.

Männer in Tracht beim Maibaumaufstellen in Ruhpolding

Die Männer stemmten mit vereinten Kräften und ihren Spezialwerkzeugen den Baum jeweils ein weiteres Stück in die Höhe, unterbrochen von mehren Pausen, um den schlimmsten Durst zu löschen. Unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches stand er schließlich senkrecht da und konnte sicher befestigt werden.

Trachtler beim Maibaumaufstellen in Ruhpolding im Mai 2017

Gott sei Dank war der Stamm zur Sicherheit der Zuschauer zusätzlich noch von einem Kran gesichert, sonst hätte ich es auf meinem Logenplatz in der ersten Reihe und ganz nah am Geschehen wohl nicht so lange ausgehalten. Am Ende wurde es mir aber trotzdem zu ungemütlich,  als der schräg stehende, lange Stamm über unseren Köpfen schwankte. Ich flüchtete daher in eine sichere Entfernung.

Es war wieder ein wunderschönes traditionelles Fest. Das Wetter hat gehalten bis zum späten Nachmittag. Dem Bier wurde natürlich auch fleißig zugesprochen und nach den Klängen der Miesenbacher Blasmusik zeigten die Nachwuchskinder der Trachtenvereine noch alte bayerische Tänze – sooo süß!!

Maibaumaufstellen in Ruhpolding, 1. Mai 2017

Übrigens werden in unserer südöstlichen Region die Maibäume nicht weißblau gestrichen, wie im übrigen Altbayern,  sondern bleiben „natur“. Das hängt mit der früheren Zugehörigkeit zum Erzbistum Salzburg zusammen.

Nur alle fünf Jahre wird ein neuer Maibaum aufgestellt, also kein alltägliches Fest.

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